Wie in anderen Wissenschaftsdisziplinen gab es auch in der Astronomie in den letzten Jahren große Fortschritte. Diese sind nicht zuletzt immer moderneren und größeren Instrumenten zu verdanken. Dazu gehört auch das Very Large Telescope, ein großes optisches Teleskop in Chile, das vom European Southern Observatory (ESO) betrieben wird.

Wo befindet sich das Very Large Telescope (VLT)?

Das sehr große Teleskop (so die wörtliche Übersetzung) steht in der Atacama-Wüste im Süden Chiles, ungefähr 120 Kilometer von der Stadt Antofagasta entfernt. Das VLT ist Bestandteil eines ganzen Komplexes von Observatorien auf dem Paranal, einem Berg unweit des Pazifiks, in einer Höhe von über 2.600 Metern. Der Standort wurde mit Bedacht gewählt, denn die Atacama-Wüste gehört zu den trockensten Gebieten der Erde. Das erlaubt im Durchschnitt an 340 Nächten im Jahr astronomische Beobachtungen vorzunehmen. Zum astronomischen Komplex, der den Namen Paranal Observatorium trägt, gehören außer dem VLT noch andere astronomische Instrumente. Der Standort ist sehr abgelegen, es gibt keine Versorgungsleitungen. Sämtliche Verbrauchsgüter müssen per Lkw zum Observatorium transportiert werden, einschließlich Treibstoff für die Generatoren. Das verursacht enorme Kosten. Die Gesamtkosten für den Bau, die Instrumente und die Betriebskosten für die ersten 3 Jahre beliefen sich auf ca. 500 Millionen Euro. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei ungefähr 30 Millionen Euro. Insgesamt arbeitet eine Belegschaft von ca. 130 Personen ständig im Paranal Observatorium.

Die Ausstattung des VLT

Das Großteleskop besteht aus 4 einzelnen Teleskopen, die zusammengeschaltet und wie ein einzelnes Teleskop benutzt werden können. Jedes dieser 4 Einzelteleskope hat einen Hauptspiegel von 8,2 m Durchmesser. Zusammengeschaltet bilden die 4 Einzelinstrumente das VLTI. Damit kann eine bis zu 25-mal bessere Auflösung erreicht werden als mit den jeweiligen Einzelinstrumenten. Die 4 Hauptinstrumente bilden einen Komplex, zu dem noch weitere 4 Hilfsteleskope mit Spiegeln von je 1,8 m Durchmesser gehören. Die Teleskope können sowohl für Einzelbeobachtungen als auch als eine gemeinsame Beobachtungseinheit verwendet werden. Der Einsatz als Einzelinstrument stellt den Hauptzweck des VLT dar. Das Teleskop gilt bei Experten gegenwärtig als leistungsfähigstes optisches Instrument der Welt. Es erreicht eine Auflösung von weniger als einem Tausendstel einer Bogensekunde. Theoretisch ließen sich damit sogar die beiden Scheinwerfer eines Fahrzeugs, das auf dem Mond herum fährt, noch als 2 getrennte Lichtquellen wahrnehmen.

Zur instrumentellen Ausstattung gehören verschiedene Kameras und Spektrografen mit hoher Auflösung. Einige Spektrografen können gleichzeitig mehrere Spektren aufzeichnen. Eine speziell entwickelte adaptive Optik gleicht atmosphärische Störungen aus, die beispielsweise das Funkeln der Sterne verursachen. Die 4 Hauptinstrumente nahmen von 1999 bis zum Jahr 2000 den Betrieb auf. Die Hilfsteleskope folgten bis 2009.

Welche Ergebnisse wurden mit dem VLT erzielt?

Das Teleskop ist für eine Beobachtung in den Wellenlängen ab 300 Nanometer (Ultraviolett) bis 24 Mikrometer (mittlerer Infrarotbereich) ausgelegt. Durch die adaptive Optik übertrifft die Bildqualität des VLT sogar die des Hubble-Weltraumteleskops, zumindest im nahen Infrarotbereich. Im Bereich des sichtbaren Lichts ist es noch nicht gelungen, die atmosphärischen Störungen vollständig zu kompensieren.

Welche wissenschaftlichen Ergebnisse wurden mit dem VLT erzielt?

Das VLT gehört zu den produktivsten Instrumenten der Welt. Im Durchschnitt wird fast jeden Tag ein Artikel über Forschungsergebnisse des VLT in einer anerkannten Fachzeitschrift veröffentlicht.

Dazu gehören zum Beispiel die ersten direkten Aufnahmen eines Exoplaneten. Die NASA Raummission zum Kometen Temple 1 wurde durch das VLT beobachtet. Neben Fotos des Kometen wurden durch spektrografische Aufnahmen neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Himmelskörpers gewonnen.

Mit dem VLT konnte erstmals der lichtschwache Begleiter des Vierfach-Sternsystems AB Doradus fotografiert werden. Es handelt sich um einen so genannten Braunen Zwerg, dessen Masse doppelt so groß wie erwartet ist. Dem Teleskop gelang auch die bisher genaueste Bestimmung der Entfernung zur Galaxie NGC 300. Die Auflösung des Teleskops ist so gut, dass damit sogar der Durchmesser und die Form der Sterne gemessen werden kann.