In unserer Galaxie noch nie zuvor gesehen: ein Drei-Gestirn in der Milchstraße, das eine gefährliche Gammastrahlen-Explosion produzieren wird, wenn es stirbt – eines der energiegeladensten Events im Universum. Jetzt wurde von einem internationalen Astronomen-Team das Bild eines neu entdeckten Dreifachsternsystems festgehalten. Dieses ist von einem ungewöhnlich wirbelnden Spiralnebel aus Staub umgeben. Das Dreifachsternsystem wurde „Apep“ getauft und befindet sich rund 8000 Lichtjahre von der Erde entfernt. 

Die Entdeckung wurde mit dem Very Large Telescope (VLT) des Paranal-Observatoriums der Europäischen Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO*) gemacht. Mithilfe dieses Very Large Telescope wurde ein Bild des SXMM J160050.7-514245 Dreigestirns aufgenommen – ein Dreifachsternsystem bestehend aus einem Binärsystem und einem begleitenden dritten Stern, umgeben von einer „Pinwheel“ Staubwolke.

Aufgrund seiner Form, die einer Schlange, die sich um die Sterne herum schlängelt, ähnelt, wurde das System „Apep“ genannt. Die alte Ägyptische Gottheit war eine riesige Schlange, die Chaos verkörperte und jede Nacht mit dem Sonnengott Ra kämpfte.

„Als wir den Spiralnebel-Schwanz sahen, wussten wir sofort, dass wir es mit einem seltenen und speziellen Nebel zu tun hatten, der als „Pinwheel“ bezeichnet wird,“ so Professor Tuthill. „Der gerollte Schwanz wird durch die umeinanderkreisenden Binär-Sterne gebildet, welche Staub in den Wind abgeben und dadurch ein Muster wie von einem rotierenden Rasen-Sprinkler bilden.“

Eine Studie zu den Entdeckungen des Teams wurde erst kürzlich im Wissenschafts-Magazin „Nature“ veröffentlicht. Das Team wurde von Joseph Callingham vom Niederländischen Institut für Radio Astronomie geleitet, weitere Mitglieder stammen vom Sydney Institut für Astronomie oder dem Royal Observatory Edinburgh sowie weiteren Universitäten Großbritanniens.

Photo Credit: University of Sydney

Dreigestirn erstmals in unserer eigenen Galaxie entdeckt

Der Fund war sowohl der erste seiner Art als auch unerwartet. Callingham: „Dies ist das erste Mal, dass ein solches System in unserer eigenen Galaxie gefunden wurde. Wir hatten niemals erwartet, solch ein System in unserem Hinterhof zu finden.“

Interessant ist außerdem, dass dieses System höchstwahrscheinlich einen Gravitations-Kollaps erwartet und zu einer Gammastrahlenexplosion (oder: GRB, Gamma Ray Burst) werden wird – einer der mächtigsten Explosionen im All, die zwischen Bruchteilen von Sekunden bis zu einigen Stunden dauern können und so viel Energie freisetzen, wie die Sonne während ihres gesamten Lebenszyklus. Langanhaltende GRBs dauern länger als zwei Sekunden und werden verursacht, wenn schnell-rotierende Wolf-Rayet Sterne zur Supernova werden.

Diese seltene aber vielfältige Sternenklasse ist außergewöhnlich: Einige der massivsten Sterne des Universums entwickeln sich zu Wolf-Rayet Sternen am Ende ihres Lebens und verbleiben für nur einige hundertausend Jahre in diesem Zustand. Dabei entwickeln sie kräftige stellare Stürme, die riesige Mengen an Materie bei einer Geschwindigkeit von bis zu Millionen Stundenkilometern aufwerfen.

Staub-Wirbel entsteht durch 12 Millionen km/h schnelle Winde

Im Falle von Apep haben Messungen seiner stellaren Winde ergeben, dass sich diese mit einer Geschwindigkeit von 12 Millionen km/h voranbewegen. Diese Winde erzeugen das Staub „Windrad“, welches das Dreigestirn umgibt als auch die geringelte Form. Im Vergleich zu den stellaren Winden des binären Paars bewegt sich der Spiralnebel selbst bei relativ langsamer Geschwindigkeit unter 2 Millionen km/h. Vermutlich, weil die stellaren Winde aufgrund der rapiden Drehung in verschiedene Richtungen gehen.

Im Grunde hat sich der Spiralnebel als Resultat der aufeinander treffenden stellaren Winde des Binärpaares gebildet, das wie ein einzelner heller Stern erscheint. Das binäre Paar ist auch für die Form des Feuerrads verantwortlich, da ihr Gravitations-Einfluss und ihre Orbits die Schlangenform verursachen.

* Das ESO ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung. Mit dem VLT werden zum Beispiel hochrotverschobene Galaxien, Sternentstehung, Exoplaneten und protoplanetare Scheiben erforscht.